Hallertauer Lokalbahn - Anekdoten
fröhliche Stimmung auf der Haager Laderampe, Foto: Schmalzl (mit freundlicher Genehmigung)
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Da lacht die Lokalbahn

...An einem Sonntagmorgen um 1955 klopfte der Lokführer des Schienenbusses in Wadensdorf an die Haustür und bat den Bauern um einen Kanister Dieselöl. Denn zwischen Gründl und Figlsdorf war dem Zug der Treibstoff ausgegangen. Der Bauer half ihm mit dem Gewünschten aus und der Frühzug hatte nur Verspätung...

...Nandlstädter Lausbuben fanden im Bahnhof eine Dose Wagenschmiere. Ohne viele Gedanken zu verschwenden, schmierten sie dem Bockerl die Schienen in der Steigung Nandlstadt - Reichertshausen ein. Als der nächste Zug nach Mainburg kam, war das Malheur geschehen. Die Bahnmeisterei mußte die Schienen mit benzingetränkten Lappen reinigen...

...Am Faschingssonntag 1912 traf der Morgenzug in Au ohne Zugführer ein. Nach kurzem Suchen koppelte man die Lokomotive vom Zug ab und fuhr eilends nach Enzelhausen zurück. Dort wartete der Zugführer am Bahnsteig. Ob das Bockerl dem Zugführer durchgebrannt oder dieser den Anschluß verpaßte, konnte nie geklärt werden...

...Am 08.12.1910 fuhr der Abendzug im Bahnhof Haag durch und hielt erst in Anglberg. Die Haager Fahrgäste stiegen empört aus. Der Lokführer, der sein Versehen bemerkt hatte, fuhr sofort nach Haag zurück. Ohne jedoch die Haager vorher wieder einsteigen zu lassen. So mußten sie die drei Kilometer zu Fuß heimgehen...

...Die Weichen im Bahnhof Enzelhausen mußten vom Fahrdienstleiter mit der Hand gestellt werden. Wenn nun ein Zug von Wolnzach kam, mußte der Fahrdienstleiter mit dem Fahrrad zur Einfahrweiche fahren, sie stellen und wieder zurückradeln. Erst jetzt durfte er das Einfahrsignal auf "Fahrt frei" bringen...ein gesunder Beruf...(ab 1962 mechanische Fernbedienung)

...Nandlstädter Fahrgäste wetteten mit einem täglich Zuspätkommenden, daß er am nächsten Tag seinen letzten Wagen (in dem sein Stammplatz war) noch am Bahnsteig vorfinden würde, ohne daß er laufen müßte. Die Fahrgäste koppelten am Tag darauf einfach den letzten Wagen ab. Der Zug fuhr planmäßig ab, und erst in Gründl bemerkte man das Fehlen des letzten Wagens. Im Eiltempo fuhr man zurück und holte den Wagen. Inzwischen war auch der Zuspätkommende eingestiegen... Wette gewonnen...
Bis hier Sammlung Schmalzl, ab hier Sammlung Graßl

...Die in den 50er Jahren eingesetzten Triebwagen VT 70.9 waren damals schon sehr altersschwach. In den letzten Einsatzjahren versagte auch noch der Anlasser der auch "Sperrholzkisten" genannten Fahrzeuge. Um dennoch in Langenbach die Fahrten nach Mainburg pünktlich beginnen zu können, mußten die aus Richtung Moosburg kommenden Reisenden den Triebwagen anschieben und so dessen Motor starten. Die nur wenige Minuten später eintreffenden Fahrgäste aus Freising brauchten nur noch in den Anschlußzug umzusteigen. Verspätungen sind nicht bekannt...

...Lange Jahre wurden Draisinen für das Streckenwartungspersonal eingesetzt. In der hügeligen Hallertau gings dann bergab auch mal etwas schneller vorwärts. Eigentlich hätte die Strecke frei sein sollen, aber Anfang der 50er Jahre hörten Eisenbahner, in rasender Fahrt Richtung Bahnhof Figlsdorf, den Abfahrtspfiff eines entgegenkommenden Güterzuges. Die Passagiere sprangen unverletzt ab, doch der pflichtbewußte Draisinen-Pilot wußte, daß er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und brachte das Vehikel zum Entgleisen. So gab es doch keinen Zusammenstoß. Allerdings einen dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt...

...Auch in Unterzolling war eine Draisine in einem Schuppen untergestellt. Nachdem der Schuppen etwas länger war als die Draisine, rollten Zollinger Lausbuben mal gegen die eine, dann gegen die andere Wand. Als im Frühjahr 1945 kein Zug mehr fuhr, trauten sie sich auf die offene Strecke und fuhren bergauf nach Attenkirchen. Weiter kamen sie nicht. Die Attenkirchener Buben machten den Zollingern das Gefährt streitig. Nachdem die in der Überzahl waren, traten die Zollinger recht bald den Rückzug an. Unter der Straßenbrücke von Attenkirchen wurden sie noch mit Steinen bombardiert, doch alle kehrten unversehrt vom Feind zurück...

...Flitzing hatte eine der Stationen, wo nur bei Bedarf gehalten wurde. Doch stieg dort regelmäßig eine Frau aus, die den Eisenbahnern bekannt war. Als sie eines Tages durch Flitzing durchflitzten, war diese Dame so empört, daß der Dampfzug den Kilometer von Kratzerimbach nach Flitzing zurücksetzte, um das Geschimpfe nicht länger ertragen zu müssen...

...In Freising wurde in einer Schule das Hallertauer Bockerl für einen Versuch im Physikunterricht benutzt. Das Klassenzimmer wurde verdunkelt, in der Verdunkelung war ein kleines Loch. So wurde bei der Vorbeifahrt des Zuges das Prinzip der Lochbildkamera deutlich, weil der fahrende Zug seitenverkehrt auf dem Kopf stehend an die Wand projiziert wurde und die Rauchwolken nach unten ausstieß. Der Versuch war sicherlich sehr eindrucksvoll, immerhin stand das Bockerl unter vielen aufmerksamen Zeugen kurze Zeit Kopf, ohne daß Personal oder Reisende auch nur eine Ahnung davon hatten...

...Auch von Anschlägen blieb das Bockerl nicht verschont. Manchmal, als sich die Dampflok bei der Reichertshausener Steigung besonders abmühe, gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Der Lokführer stoppte sofort und der Zugführer sprang heraus, um den Schaden zu begutachten. Es gab aber keinen. Hallertauer Lausbuben hatten Patronen auf die Gleise gelegt und beobachteten das Treiben aus sicherer Entfernung...

...1930/31 waren zwei Todesfälle zu beklagen. Beim Kufer-Bauern in Flitzing veranstalteten zwei Ochsen ein Kräftemessen mit dem Bockerl. Schäden an der Lok sind nicht bekannt...

...ähnliches wiederholte sich 1968/69. Allerdings waren es keine Ochsen, sondern zwei Schweine, die der Rangierlok an fast gleicher Stelle in selbstmöderischer Absicht den Weg abschneiden wollten...

...viel Urlaub hatten die Eisenbahner eigentlich nie. Aber einer verzichtete freiwillig darauf. Begründung: Er hatte Angst, daß in der Zeit seine Hühner geklaut würden...

...nachdem der Enzelhausener Bahnhof in einem leichen Gefälle lag (liegt er immer noch), mußten alle abgestellten Wagen gegen Wegrollen gesichert werden. Bei einem war dies offensichtlich nicht ausreichend der Fall, denn er setzte sich in Bewegung und wollte auf eigene Faust die Winterlandschaft erkunden. Der Rangierer konnte noch aufspringen, aber bremsen konnte er den Waggon nicht. Erst nach vielen Metern. Einige Arbeiter schaufelten gerade neben der Strecke Schnee. Da erkannte der unfreiwillig mitreisende Rangierer die Chance und rief den Leuten zu, schnellstens Schnee auf die Schienen zu werfen...

...Figlsdorf war eine berüchtigte Haltestelle. Fast jeder Güterzug ist dort mehr oder weniger lange hängengeblieben. Am Gleisbau lag das nicht. Viel mehr an der örtlichen Bahnhofswirtschaft...

...in Mainburg arbeitete ein diensteifriger Heizer, der hatte sogar eine eigene selbstgeschriebene Dienstvorschrift. Bei Arbeitsbeginn um vier Uhr klopfte er mit dem Hammer auf die Puffer der Lok. Auf die Frage hin, was das der Lärm mitten in der Nacht soll, meinte er, "de Packeleit soin aa aufsteh!" (in etwa: "das faule Pack soll auch aufstehen")...

...bei einem Hopfenhändler wurde Hopfen verladen. Nach einer Zeit stellte sich heraus, daß die Waggons nicht ausreichten und noch ein weiterer Leerwagen benötigt wurde. Allerdings war der Zustellzeitpunkt schon verstrichen und der Nahgüterzug abgefahren. Der Versender bot dem Eisenbahner an, er würde einen Gockel bekommen, falls er es fertigbringt, den Wagen doch noch zuzustellen. Die zwei wurden sich einig und es fuhr tatsächlich die Köf den Leerwagen heran. Mit dem Schienenbus besuchte dann der Eisenbahner den Hopfenhändler zu Hause und brachte den Gockel, der von der Familie sogleich zubereitet und verspeist wurde. Beim abendlichen Nachzählen der Hühner erkannte dann aber die Ehefrau, daß sie ihr eigenes Tier gegessen hatten...

...ab und zu besuchten auch Betriebskontrolleure die Hallertau. So kam auch einer der nicht gern gesehenen Kollegen in Au an, wo gerade Schweine verladen wurden. Eines der Tiere brach aus und rannte am Bahnhof umher. Bis es ausgerechnet den Betriebskontrolleur von hinten zwischen die Beine lief...

...Laut Fahrplan gab es keinen Halt zwischen Langenbach und Marzling. Zumindest offiziell. Schulkinder aus Großenviecht und Schmidhausen mußten trotzdem keine kilometerlangen Fußmärsche auf sich nehmen, denn der Schienenbus hielt bei Bedarf einfach und unbürokratisch am dortigen Bahnübergang an...

...ab und zu gab es einen weiteren Halt zwischen Langenbach und Marzling, der in keinem Fahrplan verzeichnet war: Wenn der Lokfürer für das Sonntagsmahl einen frischen Gockel brauchte, hielt der eben kurz am Bahnposten an, um einzukaufen. Verspätungen sind nicht bekannt...

...kurz nach Stillegung des Personenverkehrs auf dem Abschnitt Unterzolling-Au im Herbst 1969 gab es noch eine Sonderfahrt bis Attenkirchen: Eine Abschlussfahrt von Freisinger Studenten (siehe auch Bf. Attenkirchen). Die Studenten hatten wohl bei der feuchtfröhlichen Abschlussfahrt etwas großzügig kalkuliert, denn sie hatten zu viel Bier dabei. Sie deponierten das übrige Faß im Lagerhaus. Als sie es später wieder abholen wollten, war das Faß leer...

...bei Haag war ein Bauern-Gemüsegarten direkt neben Gleis. Das Personal des Güterzugs hat dort angehalten und frisches Gemüse erbettelt. Gemüse zum Essen versteht sich. Ob allerdings zum Halten auch ausschlaggebend war, dass zwei junge Mädchen dort gewerkelt haben, konnte nicht mehr herausgefunden werden...

...noch jünger war ein zweijähriger Knirps, der um 1946 herum von zu Hause ausgerissen ist und auf eigene Faust die Welt erkundet hat. Von besonderem Interesse scheint das Bahngleis bei Iglsdorf gewesen zu sein, denn er spielte dort seelenruhig, als der Zug daherkam. Die Bewohner des nahegelegenen Anwesens wunderten sich über den besonders langen Pfiff der Lokomotive. Aber noch viel mehr wunderten sie sich, als der Schaffner des Zuges den Kleinen zu ihnen nach Hause getragen hat - der bislang noch gar nicht vermißt wurde...

Die Chronik unterliegt dem Urheberrecht.


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