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Haltepunkt Anglberg
Strecke Langenbach (Obb) - Enzelhausen: km 6,1
Anglberg hatte für den Personenverkehr direkt westlich vom heutigen Kraftwerksbahnhof einen Bahnsteig. Weichen der DB gab es nicht,
somit ist Anglberg ein Haltepunkt gewesen, bei dem 1956 der Werksbahnhof errichtet wurde. Als Tarifpunkt galt bis Anfang der
90er Jahre der nächste Bahnhof, also Unterzolling.
Status: ENDSTATION
Der kleine Ort Anglberg war bis 1975 sogar eine eigene Gemeinde und gehört heute zu Zolling. Der Haltepunkt liegt einige
hundert Meter südlich des Ortes. Die Reste des Anglberger Bahnsteigs wurden ca. 1985 entfernt.
Ausblick vom Schienenbus von Unterzolling her kommend kurz vor dem Haltepunkt Anglberg am 25.05.1965. Damals waren die Kraftwerksblöcke 1 bis 3 in Betrieb, Block 4 war gerade in Bau.
Die Sonderfahrt eines Schienenbusses führte am 15.8.1992 bis Anglberg kurz nach dem Kraftwerk
Etwa in Höhe des linken Bildrandes sitzt heute der Prellbock
Das Leiningerwerk der e.on in Anglberg
In den Jahren 1956-58 bauten die Isar-Amperwerke (IAW) in Anglberg (1 km östlich von Zolling)
ein neues Steinkohle - Dampfkraftwerk. Dieses Werk lag direkt neben dem Amper - Werkkanal Oberzolling - Haag - Inkofen am Oberkanal.
Zwischen Dampfkraftwerk und Amperkanal führt die Nebenbahn Langenbach - Enzelhausen (ca. bei km 6,0). Im Jahre 1961 wurde Block 2,
1964 Block 3 und 1966 Block 4 aufgebaut. Nun hatte das Werk eine Leistung von 265 MW (Megawatt). Zwischen 1965 und 1976 wurde auch teilweise
Schweröl verfeuert.
In den Jahren 1982/85 wurde der neue Block 5 gebaut und seit 1986 liefert er Strom. Block 1 und 2 sind seit 1982 bzw. 1984,
Block 3 und 4 seit 1987 stillgelegt. Alle vier Blöcke wurden inzwischen abgebrochen. Die vielen Kubikmeter Stahlbeton wurden zu Betonkies
zerquetscht und als Füllmaterial beim Straßenbau verwendet.
Die Abwärme des neuen Kraftwerks wird ausgekoppelt und versorgt als Fernwärme den Flughafen München, die TU Weihenstephan,
Kasernengebäude, Betriebe und viele Wohneinheiten zwischen Anglberg und Hallbergmoos.
Wie alle Kraftwerke der IAW gehört auch dieses mittlerweile zum Unternehmen e.on.
Es waren im Jahr 2000 bereits Gerüchte über eine Stillegung der modernen Anlage zu hören.
Vorbildlich ist der Umweltschutz im Kraftwerk Anglberg. Es seien nur kurz genannt:
- Abwärmenutzung
- Rauchgasentstaubungsanlage (99,77%)
- Rauchgasentschwefelungsanlage per Gipswaschverfahren (ca. 90%)
- Stickoxydminderung usw.
Den enormen Aufwand sieht man besonders bei der Rauchgasreinigung. Für diese Reinigung braucht man Kalk und Ammoniak, am Ende fallen Gips
und Flugasche an. Im Jahre 1996 waren dazu 1151 Eisenbahn-Güterwagen notwendig.
Ein paar technische Daten zum Kraftwerk (Block 5):
- Kamin 220 m
- Kühlturm 80 m
- Leistung 420 MW
- Kohlebedarf pro Vollaststunde 147 t, am Tag etwa 1800 t
- Jahresbedarf 400 000 - 500 000 Tonnen Kohle
Der Werksbahnhof
Seit 1958 betreiben die IAW einen eigenen Werksbahnhof mit z. Zt. 5,5 km Werksgleisen, 21 Weichen (alle seit 1986 im Winter elektrisch beheizt), 2 Lokomotiven mit eigenem Personal.
Zustand seit 1987
Die Werkslokomotiven
Lok 1 |
Hersteller: Deutsches Werk Kiel
Baujahr 1936, Gewicht 24 t, Leistung 125 PS, 2 Achsen
ausgemustert 1983, seit 1986 im Bayerischen Eisenbahnmuseum Nördlingen |
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Lok 2 |
Hersteller Orenstein und Koppel
Baujahr 1964, Gewicht 38 t, Leistung 250 PS, 2 Achsen |
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Lok 3 |
Hersteller Henschel Typ DH 500 C
Baujahr 1960 (1985 - 2003 bei den IAW in Anglberg)
Gewicht 48 t, Leistung 445 PS, 3 Achsen
verkauft an die BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH Nördlingen - mehr dazu |
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Lok 4 |
Hersteller MaK, entspricht in etwa der DB-V90
4 Achsen, ferngesteuert
seit 2001 in Anglberg
genauere Informationen in Kürze
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Keine der Maschinen besitzt DB-Zulassung, die DB-Lok fährt zur Zustellung und Abholung der Wagen in den Werksbahnhof.
Das Güteraufkommen 1996
(IAW Pressestelle Anglberg)
Fracht / Art |
Tonnen |
Wagen |
Kohle |
entladen |
452 528 |
7177 |
Kalk |
entladen |
14 800 |
Ammoniak |
entladen |
950 |
Flugasche |
beladen |
35 900 |
Gips |
beladen |
ca. 10 000 |
zus. 1151 |
Gesamt |
515 000 |
8328 |
JA, Sie haben richtig gelesen, 8328 Wagen (im Monat fast 700) fuhren auf der Nebenbahn Langenbach - Unterzolling. Und alle machten in Langenbach "Kopf",
das heißt, sie kamen von Moosburg und die Lokomotive mußte in Langenbach an das Zugende umsetzen und umgekehrt.
Man kann jederzeit sagen, daß die Nebenbahn Langenbach - Unterzolling eine bedeutende pulsierende Verkehrsader im Landkreis Freising ist.
Der Tarifpunkt Anglberg ist vermutlich der Güterbahnhof mit dem größten Güteraufkommen im Landkreis Freising
(auch wenn das die Kommunalpolitiker nicht wahrhaben wollen und die Bahnstrecke Langenbach - Unterzolling zu einem Industriegleis degradieren).
Die weiteren Tarifpunkte im Landkreis Freising sind Neufahrn, Moosburg und der Flughafen München (Hallbergmoos) - Freising seit Oktober 2001
nicht mehr.
Zurück zum Werksbahnhof Anglberg. Das Entladen eines Kohlezuges dauert ca. 1,5 Stunden (21 Wagen zu je 63 t Kohle sind 1323 t Kohle).
Seit 1986 wird die Kohle in einen Tiefbunker geschüttet, vorher wurde die Kohle mit zwei Brückenkränen Baggerschaufel für
Baggerschaufel aus offenen Wagen entladen. Wenn die Kohle im Winter in den Waggons festgefroren ist, kommen diese in eine Auftauhalle
(jeweils 5 Wagen).
Von der Staatsstraße Zolling - Haag sieht man nur kurz vorm Kraftwerk den Lokschuppen, ansonsten sieht man vom Werksbahnhof südlich
des Kraftwerks nicht viel. Deshalb bemerken die meisten gar nichts von der großen Leistungsfähigkeit des IAW-Bahnhofs,
den vielen Wagen, die entladen oder beladen werden.
Besonderer Dank an die IAW Pressestelle Anglberg
und Mitarbeitern für die Ermittlung und Überlassung
der Fakten, Daten und Zahlen
Sammlung Schmalzl Mai 1997
In jüngster Zeit wurde am Standort Anglberg an einem Biomasse-Heizkraftwerk gebaut. Mittlerweile ist es in Betrieb. Ursprünglich sollten
sämtliche Lieferungen des Altholzes per LKW erfolgen. Erst der Protest von Anwohnern aus Haag und Langenbach konnte erreichen, daß der Transport
mit der Bahn durchgeführt wird. Lieferant und Empfänger liegen an einem Bahngleis, die gefahrenen Kilometer sind auf der Straße
geringfügig länger, als auf der Schiene. Trotzdem ist der Bahntransport angeblich teurer... Siehe auch bei den
Zeitungsartikeln. Bis jetzt erfolgt die komplette Anlieferung mit LKWs, aber angeblich liegen nun alle Genehmigungen zum Bau der Bahnanlagen vor.
Am 19.01.2003 verließ Lok 3 das Kraftwerksgelände. Zuvor wurde die Maschine im Werksbahnhof
einer Hauptuntersuchung unterzogen. Neuer Eigentümer ist die
BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH Nördlingen, die die Lok
im Übergabe- und Arbeitszugdienst einsetzt.
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