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Betriebswerk - gerettet vor dem MüllDas folgende Thema hat nichts mit der Hallertau zu tun, nicht mal mit einer Nebenbahn. Diesmal geht´s um die Rettung von Teilen einer Modellbahn.Wir erhielten also die Anfrage, ob wir was brauchen können. Eine große, fest aufgebaute Modellbahnanlage war dem Untergang geweiht und musste aus dem Raum raus. Eindringende Feuchtigkeit ließ den Parkettboden und den gesamten Bodenaufbau aufquellen. Es standen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen des Altbaus an. Schon beim Betreten der Wohnung waren Feuchtigkeitsschäden förmlich zu riechen. So war die gesamte Modellbahn für die Tonne vorgesehen. Sie (die Modellbahn, nicht die Tonne) war zwar einige Jahre alt, aber für die damalige Zeit schön und großzügig gebaut, als Gleismaterial fand 2,5mm von Pilz Verwendung. Also überlegten wie erst mal eine Stunde und prüften, was sich wiederverwerten ließ. Der Hauptbahnhof hatte leider recht enge Radien, aber das Bahnbetriebswerk war interessant. Großer Fleischmann-Schuppen, Gruben und Bekohlung von Bochmann + Kochendörfer, logisch und plausibel aufgebaut, sowas kann man doch nicht wegschmeißen! Das Betriebswerk am ursprünglichen Einbauort, rechts vorne war der große Bahnhof. Anhand der Tapeten kann man erahnen, dass die Bahn schon viele Jahre dort stand. Nach eingehender Untersuchung stellte sich heraus, dass das BW fast komplett auf einer einzigen Platte aufgebaut wurde. Die konnten wir mit ein paar akrobatischen Übungen herausnehmen, nachdem wir vorher viele Schrauben gelöst und auch beherzt den dicken Kabelbaum zum Schaltpult des Bahnhofes durchgezwickt hatten. So lag das Bahnbetriebswerk nach einiger Zeit in unseren Räumen, ohne dass es größere Schäden davongetragen hätte. Nur der Unterbau, Spanplatte mit Dachlatten verstärkt und die etwas unglückliche Zufahrt mit den vielen gekrümmten Gleisen sollte uns noch etwas Kopfzerbrechen bereiten Der Blick von der anderen Seite. Die kleine runde Ausbuchtung in der Grundplatte beim Prellbock im Vordergrund war wegen des Türstocks ausgeschnitten. Das Bw war also bis auf den letzten Millimeter in dem Raum eingepasst. Das Teil war also schon mal ausgebaut und harrte eine ganze Weile der Dinge bei uns... Die erste Aktion war das Herstellen eines Rahmens und Anpassen der Einfahrt für den zukünftigen Einsatz als Modul. Alle Einfahrgleise haben wir gekürzt, um die Bögen herauszubringen und die notwendige Weiche von der Trennstelle wegzuschieben, auf der sie vorher mal lag. Die eigenwillige Form des gesamten Modulkastens war natürlich schon vorgegeben. Bei Transporten sicher nicht ideal, ist es im Betrieb letztlich gleichgültig, welche Form ein Modul hat. Was folgte, war eine gründliche Reinigung vom Staub, der sich über die Jahrzehnte abgelegt hat. Die Farben von Dächern und Grünzeug wurden wieder kräftiger. Wobei - Grünzeug... viel Grün gab es nicht. Es war nur eine einheitliche Farbe mit kurzen Fasern und eine mit braunem Sand. Es fehlten die zahlreichen Schattierungen, die die Fläche erst lebendig machen. Allerdings reichte es für eine Grundbegrünung, auf der man aufbauen konnte. Die Renovierung des Betriebswerks war eine Gemeinschaftsarbeit. Einer kümmerte sich um die Begrünung, während ein zweiter die Beleuchtung im Lokschuppen in Angriff nahm. So, wie der gesamte Modulkasten vor uns war, konnte er nicht eingesetzt werden. Es fehlte noch eine Einfahrgruppe, um alle Gleise erreichen zu können. Zahlreiche Planspiele brachten recht interessante Ergebnisse hervor. Die gebogene Weichenstraße im Bild hätte uns gut gefallen, aber es wäre nicht möglich gewesen, das so zu Hause zu integrieren. Denn es ist geplant, dass das Bw auch Teil einer Heimanlage sein kann. Der aufmerksame Betrachter erkennt, dass wir die rückwärtigen Tore des Lokschuppens anders positioniert haben. Zwei kurze Gleise, die schon ziemlich eingewachsen sind, bieten etwas Platz für Schrottloks. Nachdem die Schienen keinerlei elektrischen Anschluss haben, können auch Loks mit Schleifer dort abgestellt werden. Daher wurde die Einfahrt wesentlich kleiner, handlicher und gerader ausgeführt. Die Eisenbahner-Wohnhäuser rechts im Bild waren ebenfalls Teil der abgebauten Anlage und wurden hier wieder verwendet. Sie passen ganz gut, schließlich müssen die Belegschaft des Betriebswerks und die Lokführer auch irgendwo wohnen. Unser Tom hatte inzwischen hunderte von Grasbüscheln gepflanzt und die Begrünung auf Vordermann gebracht. Weitere Arbeiten waren die Wiederherstellung der Elektrik mit einem neuen Pult, das Dach des Drehscheibenhäuschens ändern, ein zusätzliches Gleis verlegen und schließlich die Ausgestaltung mit Figuren, Schildern usw. Fahren wir mit einer 94er durchs Betriebswerk.Ein gebrauchtes Stellwerk steht in der Bw-Einfahrt. Nachdem alle Teile irgendwie wiederverwertet und quasi irgendwo herumgelegen sind, stand ziemlich schnell der Name des Ortes fest: Rumgling. Unsere 94er schleicht also am Stellwerk vorbei und erreicht in Kürze die Bekohlungsanlage... ...die einst von Bochmann+Kochendörfer hergestellt wurde, damals das Non-Plus-Ultra war und heute immer noch schön anzusehen ist. Die Kohlevorräte sind riesig, da können noch viele Dampfloks kommen... ...es schließen sich die Gruben an, wo Lösche ziehen, entschlacken, Wasser fassen etc. stattfinden... ...anschließend vorziehen bis zum Prellbock, Weiche umlegen und wieder zurück in Richtung Drehscheibe. Zuvor gibt es noch einen Halt bei der Besandungsanlage. So sieht die Situation von der Vogelperspektive aus. Während die 94er immer noch unter dem Besandungsturm steht, tauschen ein paar Eisenbahner ihre Neuigkeiten aus. Kurz darauf rückt die 94er weiter vor auf die Drehscheibe... ...und schließlich weiter in den Lokschuppen. Rechts vom Lokschuppen sieht man das in schlanker S-Form geschwungene Ausfahrgleis mit dem Wartesignal im (leider unscharfen) Hintergrund. Das runderneuerte Betriebswerk war in unserer Ausstellung im Dezember 2022 erstmals ausgestellt und weckte als Heimat für die Lokomotiven natürlich das Interesse. Das Bw verstärkte den Schattenbahnhof Laim, indem die Loks dort abgestellt werden konnten und dadurch Kapazitäten im Schattenbahnhof frei wurden. So war es möglich, mehr unterschiedliche Züge verkehren zu lassen. Somit hat das Bahnbetriebswerk viele neue Aufgaben vor sich. Fast wäre es im Müll gelandet. Wir finden: Es wäre schade drum gewesen.
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